Nordstar Camp 8S-SE Wohnkabine mit Ford Ranger 3.2 – Unser erstes Jahr Reisen und Arbeiten im Pick-Up Camper.

Im Oktober 2020 in der Nähe von Bad-Kreuznach war es um uns geschehen. Da stand sie, eine fast neue Nordstar Camp 8S-SE Absetzkabine mit einem wunderschönen Ford Ranger Wildtrak 3.2. Seither sind wir mit unserem Gespann 21 000 km gefahren, haben 7 Länder bereist und waren insgesamt 4 Monate in der Wohnkabine unterwegs.

 

In dieser Zeit haben wir viel gelernt, ausprobiert, entdeckt – nicht nur, was das Langzeitreisen in einem Camper angeht, sondern auch, welche Herausforderungen an einen selber gestellt werden. Hier findet ihr nun unseren Erfahrungsbericht über ein Jahr Reisen mit Pick-up und Wohnkabine.

Wohnkabine Nordstar Camp 8S-SE von hinten

Pro - Was uns gut gefällt.

  • Viel Platz zum Arbeiten in der Nordstar Camp 8S-SE
  • Das Gespann lässt sich entspannt und einfach fahren wie ein PKW
  • Einen Parkplatz findet man fast immer, auch in Städten
  • Top isoliert und warm im Winter
  • Kein Landstrom notwendig, autark stehen für 3 Tage ist kein Problem

Contra - Was nicht optimal ist.

  • Teure 20cm – 6,20 m Länge kosten überall gleich das Doppelte an Maut
  • Absetzen – nein machen wir nicht, weil es einfach zu umständlich ist
  • Die Zuladung ist sehr begrenzt. Meist haben wir noch 20 kg übrig für Essen
  • Man muss erst aussteigen, um reinzukommen und man braucht Platz für die Leiter
  • Offroaderlebnis beschränkt sich auf Schotterpisten

Das Gespann auf der Straße

Die erste Strecke mit der Wohnkabine war noch sehr ungewohnt für uns. Ab 100 km/h fing das Fahrzeug ständig an, leicht vor- und zurück zu wippen, man hatte das Gefühl, zu weit rechts zu fahren und das Einparken ohne Rückfahrkamera ging nur zu zweit. 

 

Das Problem mit dem Wippen der Kabine hatten wir relativ schnell gelöst, indem wir die Luftfederung justiert haben und für das Einparken, das häufig für schlechte Stimmung gesorgt hatte, installierten wir eine Rückfahrkamera. 

 

Das Fahren mit dem Ford Ranger 3.2 ist, nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, sehr entspannt. Nach 12 Monaten liegt unserer Durchschnittsverbrauch bei 12 Liter /100 km, wenn auf der Autobahn sowie der Landstraße der Tempomat bei 95 km/h gesetzt wird.

 

Geschwindigkeiten von um 130 km/h sind zwar auch kein Problem, nur ist dann der Spritverbrauch noch mal 3-4 Liter höher, was unser Geldbeutel dann deutlich zu spüren bekommt. Mit unserer Fahrweise fahren wir eine Tankstelle ca. alle 450 km an und haben meist noch Reserve für ca. 80 km. Grundsätzlich lässt sich das Gespann wie ein PKW fahren, nur mit der Wohnkabine hinten drauf ist die Sicht natürlich stark eingeschränkt. Daher sind enge Straßen nicht unser Freund und so mussten wir z.B. in Spanien eine halbe Stunde Verzögerung in Kauf nehmen, weil uns Google durch eine Ortschaft geführt hatte, bei der wir am Ende der letzten Straße einfach nicht mehr durch passten.

Nordstar Wohnkabine Camp8 S-SE in Norwegen

Die Wohnkabine allgemein

Wenn wir unseren Traumplatz dann gefunden haben, konnten wir die Wohnkabine in vollen Zügen genießen. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Verarbeitung der Nordstar Camp 8S-SE hochwertig ist. Nichts klappert, wackelt oder macht den Anschein, dass etwas gleich auseinander fällt. Der Kühlschrank mit Gefrierfach, 82l Fassungsvolumen, ist mehr als ausreichend. Zudem haben wir das Gefrierfach echt zu schätzen gelernt. Wenn man länger unterwegs ist und einfach mal schnell etwas essen will, kann man hier immer entweder ein paar Edamame, Tempe, Eis oder einen Pizzateig für abends rausfischen.

 

Das Serienbett von Nordstar ist mit seinen 1,60 x 2 m mehr als ausreichend und man kann gut darauf schlafen. Die Höhe des Alkoven ist anfangs ungewohnt und so knallt man gerne auch mal nachts mit dem ausgestreckten Arm gegen die Decke oder stößt sich beim Eulengeschrei vor Schreck auch den Kopf.

 

Da wir in unserer Kabine auch arbeiten, war das Hauptkriterium ein großer Tisch. Für zwei Laptops ist hier ausreichend Platz, so dass auch die Kaffetasse noch genug Platz findet. Die Sitzpolster sind zwar gut verarbeitet und bequem, da wir aber an kalten Tagen viel Zeit darauf verbringen, sind sie für unsere empfinden ??? deutlich zu weich und schnell durchgesessen.

Die Küche mit zwei Kochstellen und einem Brett zum ausklappen an der Seite ist ausreichend groß, um alles zuzubereiten was man möchte. Schneiden von Zutaten machen wir aber auf dem großen Tisch. Die Schränke sind solide verarbeitet und bieten sehr viel Platz für Essen und andere Dinge. Ein Manko: nirgends kann man eine Flasche Öl oder Essig aufrecht hinstellen, außer vllt. unter der Spüle – wenn die Flasche nicht sehr groß ist. Die Dusche ist funktional. Nur für lange Haare ist die kleine Brause nicht stark genug. Macht aber auch nichts weil die 60 l Frischwasser nach zwei Duschen inkl. Haarewaschen so oder so aufgebraucht wären. In der Regel benötigen wir für eine kurze Dusche 6-10 Liter Wasser pro Person und wo wir beim Thema Wasser sind: was wirklich etwas nervt, das ist, dass man immer schauen muss, dass das Fahrzeug etwas nach hinten rechts geneigt ist, sonst bleibt das Wasser in der Dusche stehen. Blöderweise ist das Kopfende (da wo die Nachtlampen sind) bei der Wohnkabine auch rechts, so dass der Kopf beim Schlafen abgesengt ist. Heißt also, einmal zum Fußende drehen. Fazit: Ein zweiter Ablauf an einer anderen Stelle wäre hier wünschenswert. 

 

Ansonsten noch zum Thema Toilette: wir haben eine Chemietoilette und da wir alle 3-4 Tage eine Versorgungsstation anfahren müssen, um Wasser aufzufüllen/abzulassen, haben wir den Plan verworfen, eine Trockentoilette zu kaufen. Allerdings verwenden wir keine Chemikalien für die Toilette. Wir setzen hier auf biologisch abbaubare Zusätze. Dann kann man das Geschäft auch mal in einer normalen Toilette entsorgen.

Wohnkabine Camper an der Küste in Portugal

Camperleben, Alltag & Arbeiten

Jetzt zum spannenden Teil. Wenn wir unterwegs sind und in ein neues Land kommen, ist das Erste, was wir kaufen eine Pre-Paid SIM für unseren W-Lan Router. Danach suchen wir, wenn möglich, einen ruhigen Ort, wo wir ca. 2-3 Tage entspannt stehen können. Das kann hin und wieder länger dauern, da Ruhe auch ein Synonym für “kein Internet” sein kann. Wälder sind da häufig ein gutes Beispiel. Da ist auf jedenfall eine Rundstrahlantenne zu empfehlen, denn in der Kabine hat man doch deutlich weniger Empfang. Grundsätzlich war es aber weder in Spanien, Portugal, noch in Schweden, Norwegen oder Deutschland sehr herausfordernd, etwas zu finden. Manchmal dauert es einfach länger. Gut, von der Instagram-Traum-Vorstellung muss man sich auch etwas verabschieden.

 

In der Regel verläuft bei uns ein Alltag so, dass wir den Tag mit einem Kaffee beginnen und mit Falco, unser Hund, eine Runde laufen. Für ihn natürlich super, wenn man direkt den Tag mitten in der Natur beginnt. Je nachdem wo man steht, kann das ein schöner Spaziergang am Meer, See oder in den Bergen sein. Mittags wird meist etwas simples gekocht oder Brotzeit gemacht. Was immer gut geht ist Calzone im Omnia-Backofen. Schnell ein paar Zutaten geschnitten und 10 Minuten auf den Herd, fertig. Abends nimmt man sich dann mehr Zeit und bekommt auch mal einen frisch gefangenen Fisch auf den Teller.

 

Ansonsten fahren wir alle drei Tage eine VE-Station für Grau- und Frischwasser sowie für die Toiletten an. Für die Toilette nutzen wir aktuell den Awiwa Toilettenzusatz. Nachdem wir erst Sachets benutzt haben, sind wir schnell auf flüssigen Zusatz gewechselt, da man hier weniger Wasser benötigt und der Zusatz von Awiwa echt gut funktioniert. Nach 4 Tagen ist es dann aber meist auch grenzwertig mit der Toilette.

VE-Stationen zu finden war – bis auf Schweden – echt kein Problem bisher. Die Dinger gibt es oft an jeder Ecke und können gut mit einem Einkauf kombiniert werden. Die App Park4Night und Promobil helfen dabei natürlich.

Kim Sunic von Wheelmote neben dem Ford Ranger
zwei menschen stehen von einem Pickup mit Wohnkabine

Was auch immer wichtig ist zum Arbeiten, das ist Strom. Wir haben eine 200 ah Lithiumbatterie plus Solar und kommen damit ohne Probleme 3 Tage aus. Sofern die Sonne scheint sind auch mehr Tage ohne längeren Ladezyklen möglich. Nur in Schweden hatten wir die Herausforderung, dass wir einfach kaum über Solar geladen hatten und dann gezwungenermaßen mal eine längere Strecke fahren mussten, um wieder genug Strom zu haben. Im Durchschnitt verbrauchen wir an einem Tag ca. 50 ah.

 

Sicherlich fragen sich auch einige, wie man sich gegenseitig auf so kleinem Raum auf die Dauer aushält. Klar, nicht alles ist immer einfach, trotzdem können wir sagen, dass wir mit jeder Reise uns weiter eingrooven. Spanien und Portugal war schon eine Herausforderung. Wir wollten viel zu viel sehen, hatten zu wenig Zeit und sind viel zu weite Strecken gefahren. Das wurde in Schweden und Norwegen deutlich besser weil wir uns nur auf 3 Orte fokussiert hatten. Nächstes Jahr wollen wir noch weniger Orte anfahren, dafür länger an einem Ort stehen. Und im schlimmsten Fall kann man ja immer noch wütend den Vorhang im Alkoven zuziehen.

Auf das Wesentliche beschränken - Zuladung, Gepäck und was wirklich mit kann

Ein ganz wesentlicher Aspekt beim Reisen mit Wohnkabine ist das Gewicht. Da unser Gespann nur bis 3,5 Tonnen zugelassen ist, kommt man relativ schnell an das Limit, denn unser Gespann wiegt mit vollem Tank inkl. Adblue und 20l Wasser 3310 kg. Dazu kommen dann noch Hund und Beifahrer, Gepäck und Essen. Meist haben wir somit nur einen Puffer von 20 kg für Essen und Verbrauchsmaterial. Man muss also wirklich darauf achten, was man mitnehmen möchte. Bei uns sind das dann Laptops, Kamera, Drohne, Wanderequipment, Campingkocher, Tisch, Stühle, Feuerschale und dann noch entweder Surf-, Snowboard, oder Angelequipment. Die Küchenausstattung haben wir dabei auch auf zwei Personen reduziert und auch hier auf leichte Materialien geachtet. Falco bringt natürlich mit seinem Essen und Spielzeug auch noch mal 40 Kg auf die Waage. Alles für den Hund!

Ford Ranger mit Nordstar Wohnkabine

Kostenübersicht der Wohnkabine und des Fords

Wahrscheinlich interessiert auch viele, was der ganze Spaß kostet. Wenn wir mal ehrlich sind, wirklich günstiger als eine Hotelreise mit Mietwagen sind wir auf jeden Fall nicht. Aber darum geht es nicht. Es ist einfach eine andere Art des Reisens mit ganz anderen Möglichkeiten. Abenteuer, Ruhe, Natur, Einsamkeit und Unabhängigkeit sind Aspekte, welche einen bereichern, sofern man nicht auf einen Campingplatz fährt oder in eine Metropolregion. Hinzu kommt noch, dass viele Leute Wohnkabinen nicht kennen und man schnell ins Gespräch mit Menschen kommt. Da es in dem Abschnitt um Kosten geht, hier unsere Kosten vom letzen Jahr.

  • Service bei 28400 km – 600 Euro
  • Sprit+Adblue 2600 Euro (ca 18 000 km und 4 Monate Reisezeit)
  • Dichtigkeitsprüfung 100 Euro
  • Vollkasko-Versicherung 1400 Euro
  • KFZ Steuer 210 Euro

Basisfahrzeug Ford Ranger 3.2

Unser Ford Ranger 3.2 Extracab mit 200 PS, einer der Letzten seiner Reihe, macht bisher einen super Job. An der Stelle können wir wirklich sagen, dass wir froh über die 200 PS sind. Gerade in der Gorafe Wüste in Spanien war es angenehm, wenn das Fahrzeug nicht durchgehend einem das Gefühl vermittelt hat, an der Grenze zu sein. Auf der Straße sind wir in der Regel bei 2000 Umdrehungen oder weniger unterwegs und hin und wieder kommen wir mal bei den 3000 an. Die Automatik läuft super zuverlässig und macht das Fahren für uns beide sehr einfach. Langstrecke ist somit kein Thema. Selbst nach 7-8 Stunden Fahrt ist man nicht im Eimer, wenn man denn dann mal angekommen ist. An das schwummrige Fahrgefühl mit Wohnkabine muss man sich, wie bereits erwähnt, gewöhnen, trotzdem sind auch Überholmanöver auf der Autobahn entspannt möglich. Würden wir den Ford wieder kaufen? Wahrscheinlich ja. Würden wir sagen, 200 PS sind zwingend notwendig? Vielleicht nicht unbedingt, aber man merkt trotz allem, dass die Belastung auf das Fahrzeug mit Wohnkabine hoch ist. Daher ist es sicherlich gut, eine möglichst starke Motorisierung zu wählen, auch wenn richtiges Offroad-Fahren mit einer so großen Kabine nicht sinnvoll ist.

Fazit

Wir sind froh, dass wir uns zu den glücklichen Menschen zählen dürfen, welche in einer Wohnkabine reisen können. Unser erstes Jahr Reisen mit Ford Ranger und Nordstar Camp 8S-SE hat uns viele Erlebnisse ermöglicht und uns bereichert. Darüber hinaus müssen wir aber auch sagen, dass hier und da die Wohnkabine ihr Eigenleben führt. Da fiept mal die Gasanlage, hier geht mal das Rücklicht nicht mehr und Füllstandsanzeigen sind so verlässlich wie das Wetter. Das sind solche Dinge, an die man sich mit der Zeit gewöhnt und die auch irgendwie wahrscheinlich dazu gehören 😉

Pickup camper in der gorafe wüste

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