Wenn man an eine Reise in einem mobilen Zuhause denkt, hat man doch oft verträumte Vorstellungen, wie das ganze auszusehen hat. Schließlich hat uns Social Media gezeigt, dass man mit einer schönen heißen Tasse Kaffee den Morgengrauen am See begrüßen, man die Einsamkeit und Natur und das Leben aus vollen Zügen genießen kann. Jetzt wo wir nun selbst ein Teil dieser wunderbaren Welt sind, fällt uns auch schnell auf: Ganz so rosig ist es oft dann auch wieder nicht. Deswegen heute die etwas andere Geschichte aus unserem mobilen Zuhause Black Night.
Unser Plan war ein schönes langes Wochenende in der Natur des Berchtesgadener Landes zu verbringen.
Also haben wir unseren Black Night reisefertig gemacht, den Hund eingepackt und sind losgefahren.
Wir hatten uns für eine Nacht auf einem Parkplatz der Roßfeld-Panoramastraße zwischen Österreich und Deutschland entschieden.
Gefühlte 30 min prügelten wir unseren Black Night die Passstraße hoch, hoch, hoch, um oben angekommen einen — ja doch ok! — tollen schneebedeckten Platz vorzufinden mit einem traumhaften Ausblick. Nur ein zweiter Camper gesellte sich später noch zu uns, sonst hatten wir den kompletten Platz für uns.
DACHTEN WIR!
Was wir nicht wussten:
Dass die hiesige Dorfjugend genau auf DIESER Straße, genau auf DIESEN Parkplatz ihre TOKIO DRIFT Künste üben. Demnach wurden wir Zeuge eines heißen Spektakels ab 20 Uhr von röhrenden Motoren, durchdrehende Reifen auf Schnee und kichernden Mädchen, die sich in die Beifahrersitze ihrer DKs drücken (DK steht für „Drift King“, falls einer von euch nicht den Film „Fast and Furious Tokio Drift“ gesehen haben sollte).
Wir, 33 und 35 Jahre alt, waren natürlich absolut angepisst, da wir uns auf ein bisschen Ruhe gefreut hatten.
Aber ein Alman weiß sich ja bekanntlich zu helfen. Deswegen packten wir dicke Äste und Zweige auf den Parkplatz um der Dorfjugend mal so richtig schön den Mittelfinger zu zeigen.
War aber letztendlich nicht mehr nötig, da sich die Jugend nach Hause begeben hatte und uns nun der aufkommenden, orkanartige Sturm den Mittelfinger zeigte.
Unser Instant-Karma rüttelte uns als in unserem Zuhause kräftig durch, hier und da hörten wir Äste abfallen (der Mann behauptet es war ein Baum) und entschieden uns dann um 1 Uhr nachts den Schwanz einzuziehen und uns ins Tal nach unten zu begeben.
Wir wurden auf einem kleinen Wanderparkplatz schließlich fündig und der Orkan kam im Tal nur noch mäßig an uns ran.
Neuer Tag, neues Glück:
Am nächsten Tag fanden wir einen sehr abgelegen kleinen Wanderparkplatz in der Nähe des Chiemsees inklusive eines kleinen Bachlaufs.
Also HIER sollte uns doch nun niemand stören… denkste.
Um Punkt 20 Uhr kamen drei Teenager-Boys mit Sound-Box und Bierkasten um die Ecke geschlendert um keine 5 m neben uns ein Lagerfeuer zu entfachen.
Dieses Mal wollten wir das aber diplomatisch lösen und fragten höflich ob die kleine Soiree heute länger gehen soll, denn in diesem Fall hätten wir uns einfach einen anderen Platz gesucht.
Die Boys erklärten uns etwas eingeschüchtert (weil gerade erst 15 Jahre und wir so voll erwachsen), dass sie nur eine Runde Bier trinken am Feuer und die Musik würden sie auch leiser machen — schon voll süß wie viel Respekt so Jugendliche vom Lande noch haben.
Das Glück im Unglück also: Die Boys hatten einen guten Musikgeschmack und das Lagerfeuer konnten wir auch ganz entspannt durch unsere Fenster sehen und knistern hören.
Tatsächlich gingen die Boys knapp 2h später wieder und gossen ganz vorschriftsmäßig einen guten Eimer Wasser über das Lagerfeuer.
Dummerweise entfachte sich dieses ein paar Minuten später wieder, woraufhin wir noch einmal mit nem guten Schwall Wasser das Feuer löschen musste.
Ihr seht also: Es ist nicht immer Gold was glänzt.
Aber wenn ihr einen dieser tollen Momente habt, wo euch eine sternenklare Nacht zwischen Deutschland und Österreich erwartet oder ihr euer eigenes kleines Lagerfeuer für euch habt — Ja dann… dann ist dieser Moment Gold wert.